Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus: Das sollten Sie wissen!
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2024
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6
Minuten
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Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus: Das sollten Sie wissen!

Wärmepumpen sind ein wichtiger Baustein der Energiewende, die insbesondere nach Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes immer mehr an Bedeutung gewinnen. Überwiegend stehen hier Neubauten und Einfamilienhäuser im Fokus, doch auch Bestandsgebäude und Mehrfamilienhäuser sollten nicht ausgenommen werden.

Sind Wärmepumpen für Mehrfamilienhäuser geeignet?

Auch wenn in der Regel vor allem Einfamilienhäuser im Zusammenhang mit Wärmepumpen genannt werden, ist auch eine Installation in Mehrfamilienhäusern denkbar. Ihre Eignung hängt jedoch von mehreren Faktoren ab: der Gebäudedämmung, der verfügbaren Aufstellfläche und den individuellen Heizbedürfnissen. Eine zentrale Wärmepumpe kann alle Wohnungen versorgen, wobei eine gute Planung und Abstimmung auf den Wärmebedarf essenziell sind. Vorteile sind die Reduktion der CO2-Emissionen und mögliche Kosteneinsparungen durch staatliche Förderungen. Mieter werden sich über die Beheizung mit einer Wärmepumpe freuen, da sie bei herkömmlichen Heizsystemen wie Öl-oder Gasheizungen mit steigenden Kosten rechnen müssen. Herausforderungen bestehen in den höheren Investitionskosten und dem Bedarf an fachgerechter Installation und Wartung. Auf lange Sicht rentiert sich die Wärmepumpe aber sowohl ökologisch, als auch ökonomisch. Insgesamt bieten Wärmepumpen aber großes Potenzial für die nachhaltige Wärmeversorgung in Mehrfamilienhäusern.

Welche Wärmepumpen eignen sich für Mehrfamilienhäuser?

Die Wahl der Wärmepumpe Art, hängt in erster Linie von der Sanierungsstufe und dem Wärmebedarf des Gebäudes an. Verschiedene Wärmepumpen eignen sich prinzipiell für die Installation in einem Mehrfamilienhaus:

1. Luft-Wasser-Wärmepumpen: Diese Systeme nutzen Umgebungsluft als Wärmequelle. Sie lassen sich relativ einfach installieren und zeichnen sich durch vergleichsweise geringe Investitionskosten aus. In Mehrfamilienhäusern lassen sich mehrere Einheiten modular installieren, wodurch der gesamte Wärmebedarf gedeckt werden kann.

2. Erdwärmepumpen (Sole-Wasser-Wärmepumpen): Diese Variante nutzt die konstante Temperatur des Erdreichs zur Wärmegewinnung. Sie sind effizienter als Luft-Wasser-Wärmepumpen, erfordern jedoch die Installation von Erdwärmesonden oder Erdkollektoren, was wiederum höhere Investitionskosten und erheblichen baulichen Aufwand bedeutet.

3. Wasser-Wasser-Wärmepumpen: Diese Systeme beziehen Wärme in erster Linie aus dem Grundwasser. Sie bieten einen sehr hohen Effizienzgrad, benötigen jedoch eine geeignete Wasserquelle in der Nähe und eine behördliche Genehmigung.  Auch der Installationsaufwand ist höher, auf der anderen Seite sind Wasser-Wasser-Wärmepumpen aber besonders für größere Gebäude geeignet.

Bei der Wahl der jeweils passenden Wärmepumpe sollten individuelle Aspekte wie die Größe des Gebäude, der Wärmebedarf, örtliche Gegebenheiten, sowie Infrastruktur berücksichtigt werden. Professionelle Energieberater können Ihnen hier dabei helfen die beste Lösung für Ihre spezifische Situation zu finden.

Wärmepumpe mit Pufferspeicher fürs Mehrfamilienhaus

Um die bereitgestellte Energie möglichst effizient nutzen zu können, ist eine Wärmepumpe mit Pufferspeicher optimal. Der Speicher nimmt die erzeugte Wärme auf und kann überschüssige Energie speichern, wodurch zu jeder Tages - und Nachtzeit bei Bedarf Wärme bereitgestellt werden kann.

Weiter lässt sich der Pufferspeicher mit erneuerbaren Energien kombinieren. Entscheidet sich der Hausbesitzer dazu Solarkollektoren auf dem Dach zu installieren, kann die dadurch erzeugte Energie für die Warmwasserbereitung genutzt werden.

Dezentrale Wärmepumpen

Eine weitere Möglichkeit ist die Installation von dezentralen Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern, stellen Sie es sich so vor, dass in jeder Wohnung eine eigene Wärmepumpe arbeitet. Sie sorgt nur in dieser Wohnung für Wärme und kann bei Bedarf einfach und selbstständig abgeschaltet werden.

Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus: Die Kosten

Nicht nur die Effizienz des Heizsystems ist von Relevanz, die anfallenden Kosten spielen natürlich auch eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Hierbei wird zwischen Anschaffungskosten und Betriebskosten unterschieden. Während erstere meist höher liegen als bei herkömmlichen Heizsystemen, fallen die Betriebskosten vergleichsweise gering aus, insbesondere dann wenn sich die Wärmepumpe mit der hauseigenen Photovoltaik Anlage kombinieren lässt. Prinzipiell können Sie sich an den gängigen Kosten für Wärmepumpen in Einfamilienhäusern orientieren, kommen allerdings mehrere Pumpen zum Einsatz oder werden als Kaskaden geschalten steigen die Kosten entsprechend an.

Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe müssen Sie mit rund 25.000 bis 30.000 Euro rechnen. Wählen Sie eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe oder eine Erdwärmepumpe erhöhen sich sowohl Aufwand, als auch Kosten, was zu Ausgaben zwischen 35.000 und 50.000 Euro führt. Vergessen Sie hierbei nicht sich rechtzeitig über staatliche Fördermittel zu informieren.

Welche Leistung braucht eine Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus?

Damit ausreichend Wärme für das Mehrfamilienhaus bereitgestellt werden kann, muss vorab die Heizlast berechnet werden. Anhand dessen kann ermittelt werden, wie die Anlage zu dimensionieren ist. Als Orientierung können folgende Richtwerte zurate gezogen werden:

Der Leistungsbedarf bei einem Mehrfamilienhaus im KfW55 Standard liegt bei rund 0,04 Kilowatt pro Quadratmeter

Der Leistungsbedarf von einem Mehrfamilienhaus als gedämmerter Altbau liegt bei rund 0,05 Kilowatt pro Quadratmeter

Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus: Die Heizkostenabrechnung

Die Abrechnung der Heizkosten in Mehrfamilienhäusern, die mit einer zentralen Wärmepumpe ausgestattet sind, stellt eine besondere Herausforderung dar, schließlich muss die verbrauchte Heizenergie gerecht auf die unterschiedlichen Wohneinheiten verteilt werden. Um das zu ermöglichen sind präzise Messmethoden, sowie rechtliche Rahmenbedingungen unabdingbar.

Messmethoden und Verteilerschlüssel

Für die Heizkostenabrechnung unterscheidet man zwischen zwei Methoden, der direkten und der indirekten Verbrauchsmessung:

1. Direkte Verbrauchsmessung: In jeder Wohneinheit wird ein eigener Wärmezähler installiert, der den exakten Verbrauch erfassen kann. Hier werden höhere Investitionen in die Messtechnik erforderlich, der Verbrauch kann allerdings auch besonders genau erfasst werden.

2. Indirekte Verbrauchsmessung: Hierbei werden Heizkostenverteiler an den Heizkörpern benötigt. Der Verbrauch wird durch Verdunstungsröhrchen oder elektronische Messgeräte ermittelt, die den Wärmeverbrauch indirekt berechnen. Diese Variante ist zwar günstiger, allerdings auch weniger präzise als eine direkte Messung.

Gesetzliche Grundlagen

In Deutschland regelt die Heizkostenverordnung (HKVO) die Verteilung der Heizkosten in Mehrfamilienhäusern. Laut HKVO müssen mindestens 50%, jedoch höchstens 70% der Heizkosten verbrauchsabhängig abgerechnet werden. Die restlichen Kosten können nach einem festen Verteilerschlüssel, wie der Wohnfläche, aufgeteilt werden. Diese Regelung soll einen Anreiz zum sparsamen Umgang mit Heizenergie schaffen, aber gleichzeitig die Fixkosten für den Betrieb der Heizungsanlage gerecht verteilen.

Praxisbeispiel: Abrechnung mit Wärmepumpe

Ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohneinheiten nutzt eine zentrale Wärmepumpe. Jede Wohneinheit ist mit einem eigenen Wärmemengenzähler ausgestattet. Die Jahresbetriebskosten der Wärmepumpe belaufen sich auf 10.000 Euro. Hiervon werden 6.000 Euro verbrauchsabhängig und 4.000 Euro nach Wohnfläche verteilt.

  • Verbrauchsabhängiger Anteil (60%): 6.000 Euro werden entsprechend der gemessenen Verbrauchswerte der Wärmemengenzähler auf die Bewohner umgelegt.
  • Flächenabhängiger Anteil (40%): 4.000 Euro werden proportional zur Wohnfläche der einzelnen Einheiten verteilt.

Ein Beispielbewohner hat einen gemessenen Verbrauch von 10% des Gesamtverbrauchs und bewohnt 15% der Gesamtwohnfläche. Seine Kosten berechnen sich wie folgt:

  • Verbrauchsabhängiger Anteil: 10% von 6.000 Euro = 600 Euro
  • Flächenabhängiger Anteil: 15% von 4.000 Euro = 600 Euro
  • Gesamtkosten: 600 Euro + 600 Euro = 1.200 Euro

Fazit

Wärmepumpen spielen eine entscheidende Rolle in der Energiewende und gewinnen insbesondere nach Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes an Bedeutung. Während sie häufig mit Neubauten und Einfamilienhäusern in Verbindung gebracht werden, bieten sie auch für Bestandsgebäude und Mehrfamilienhäuser großes Potenzial.

Die Eignung von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern hängt von Faktoren wie Gebäudedämmung, Aufstellfläche und Heizbedarf ab. Zentrale Wärmepumpen können durch gute Planung und Abstimmung auf den Wärmebedarf eine effiziente und umweltfreundliche Wärmeversorgung gewährleisten. Die Reduktion von CO2-Emissionen und mögliche Kosteneinsparungen durch staatliche Förderungen sind wesentliche Vorteile, obwohl die höheren Investitionskosten und der Bedarf an fachgerechter Installation Herausforderungen darstellen. Die Auswahl der Wärmepumpe richtet sich nach dem Sanierungszustand und Wärmebedarf des Gebäudes. Luft-Wasser-Wärmepumpen sind kostengünstiger und einfacher zu installieren, während Erdwärmepumpen und Wasser-Wasser-Wärmepumpen höhere Effizienz bieten, aber auch höhere Investitionen und baulichen Aufwand erfordern.

Insgesamt bieten Wärmepumpen ein erhebliches Potenzial für eine nachhaltige Wärmeversorgung in Mehrfamilienhäusern, sowohl ökologisch als auch ökonomisch.