kWp und kWh bei Photovoltaikanlagen: Unterschiede und Zusammenhänge einfach erklärt
Die Energiewende beginnt auf dem eigenen Dach – doch wer sich mit einer Photovoltaikanlage beschäftigt, stößt schnell auf zwei wichtige Begriffe: kWp und kWh. Diese Kennzahlen sind entscheidend, um die Leistung und den Ertrag einer PV-Anlage richtig einzuschätzen. Was bedeuten diese Abkürzungen genau und wie hängen sie zusammen? Dieser Artikel erklärt die Unterschiede und ihre praktische Bedeutung für Ihre Solaranlage.

Was bedeutet kWp (Kilowattpeak)?
Kilowattpeak (kWp) ist die Maßeinheit für die maximale elektrische Leistung einer Photovoltaikanlage unter standardisierten Testbedingungen. Es handelt sich um die theoretische Spitzenleistung oder Nennleistung, die eine PV-Anlage unter optimalen Bedingungen erbringen kann.
Standardisierte Testbedingungen (STC)
Die Leistung in kWp wird unter folgenden Laborbedingungen gemessen:
- Sonneneinstrahlung von 1.000 Watt pro Quadratmeter
- Modultemperatur von 25 Grad Celsius
- Luftmasse (AM) von 1,5
Diese standardisierten Testbedingungen ermöglichen einen fairen Vergleich verschiedener Solarmodule und PV-Anlagen. Moderne Photovoltaikmodule für private Hausdächer haben typischerweise eine Leistung zwischen 350 und 450 Wattpeak (Wp) pro Modul.
Berechnung der Gesamtleistung einer PV-Anlage
Die Gesamtleistung einer Photovoltaikanlage in kWp ergibt sich aus der Summe der Leistungen aller verbauten Module:
Anlagenleistung (kWp) = Anzahl der Module × Modulleistung (kWp)
Beispiel: Eine PV-Anlage mit 20 Modulen à 400 Wp hat eine Gesamtleistung von 8 kWp (20 × 0,4 kWp).
Was bedeutet kWh (Kilowattstunde)?
Kilowattstunde (kWh) ist die Maßeinheit für die tatsächlich erzeugte oder verbrauchte Energiemenge. Während kWp die theoretische Leistung angibt, misst kWh den realen Stromertrag einer PV-Anlage über einen bestimmten Zeitraum – also das, was tatsächlich "aus der Steckdose kommt".
Definition und praktische Bedeutung
Eine Kilowattstunde ist die Energiemenge, die ein Gerät mit einer Leistung von einem Kilowatt (1.000 Watt) in einer Stunde verbraucht oder erzeugt. Das entspricht zum Beispiel:
- einer Waschmaschine pro Waschgang
- 7 Stunden Fernsehen
- dem Kochen einer Mahlzeit für 4 Personen
- 50 Stunden Beleuchtung mit einer Energiesparlampe
Die Kilowattstunde ist auch die Einheit, die auf der Stromrechnung erscheint und nach der Strom abgerechnet wird.
Messung des PV-Ertrags
Der Ertrag einer Photovoltaikanlage wird in Kilowattstunden gemessen und durch einen Ertragszähler erfasst. Dieser Wert gibt an, wie viel Strom die Anlage tatsächlich produziert hat, und kann je nach äußeren Bedingungen stark schwanken.
Wie hängen kWp und kWh zusammen?
Der Zusammenhang zwischen kWp und kWh ist entscheidend, um den zu erwartenden Ertrag einer Solaranlage abschätzen zu können. Während kWp die maximale Leistungsfähigkeit angibt, zeigt kWh die tatsächlich erzeugte Energie über einen Zeitraum.
Die Umrechnungsformel
In Deutschland gilt als Faustregel: Eine PV-Anlage mit 1 kWp Leistung erzeugt pro Jahr etwa 1.000 kWh Strom. Diese Faustregel ermöglicht eine grobe Umrechnung:
Jährlicher Stromertrag (kWh) ≈ Anlagenleistung (kWp) × 1.000
Beispiel: Eine 10-kWp-Anlage erzeugt in Deutschland durchschnittlich etwa 10.000 kWh Strom pro Jahr.
Einflussfaktoren auf den Ertrag
Der tatsächliche Ertrag in kWh kann aufgrund verschiedener Faktoren von dieser Faustformel abweichen:
- Standort in Deutschland: Im Süden ist die Sonneneinstrahlung um 10-20% höher als im Norden.
- Ausrichtung der Module: Die optimale Ausrichtung ist nach Süden, während Ost-/West-Ausrichtungen geringere Erträge bringen.
- Neigungswinkel der Module: Der optimale Winkel liegt in Deutschland bei etwa 30-35 Grad.
- Verschattung: Schornsteine, Bäume oder Nachbargebäude können den Ertrag erheblich mindern.
- Wettereinflüsse: Regionale und saisonale Schwankungen bei Sonnenstunden und Temperaturen.
- Modultemperatur: Mit steigender Betriebstemperatur sinkt die Leistung der Module.
- Alter der Anlage: Mit der Zeit nimmt die Leistung von Solarmodulen leicht ab.
PV-Ertragsrechner: So berechnen Sie den Ertrag Ihrer Anlage
Mit einem PV-Ertragsrechner können Sie den voraussichtlichen Stromertrag Ihrer Anlage genauer abschätzen. Dabei werden neben der Anlagenleistung in kWp auch die oben genannten Einflussfaktoren berücksichtigt.
Berechnungsbeispiel
- PV-Anlage: 8 kWp Nennleistung
- Standort: München (Süddeutschland)
- Ausrichtung: Südost, 30° Neigung
- Annahme: Keine nennenswerte Verschattung
Berechnung:
- Basisertrag: 8 kWp × 1.000 kWh/kWp = 8.000 kWh/Jahr
- Standortfaktor Süddeutschland: +10%
- Ausrichtung nicht optimal: -5%
Geschätzter Jahresertrag: ca. 8.400 kWh/Jahr
Typische Werte für Einfamilienhäuser
Die Größe einer Photovoltaikanlage wird in der Regel auf den Strombedarf des Haushalts und die verfügbare Dachfläche abgestimmt. Hier einige typische Werte:
Anlagenleistung (kWp)
- Kleine Anlage: 4-6 kWp
- Mittlere Anlage: 6-10 kWp
- Große Anlage: 10-15 kWp
Jährlicher Stromertrag (kWh)
- 4 kWp Anlage: ca. 3.600-4.400 kWh/Jahr
- 8 kWp Anlage: ca. 7.200-8.800 kWh/Jahr
- 12 kWp Anlage: ca. 10.800-13.200 kWh/Jahr
Typischer Strombedarf von Haushalten
- 1-2 Personen: ca. 2.500-3.500 kWh/Jahr
- 3-4 Personen: ca. 3.500-5.000 kWh/Jahr
- 5+ Personen: ca. 5.000-6.500 kWh/Jahr
Für einen hohen Eigenverbrauchsanteil sollte die PV-Anlage mindestens so viel Strom erzeugen, wie der Haushalt jährlich verbraucht. Mit einem Stromspeicher lässt sich der Eigenverbrauchsanteil von etwa 30% auf bis zu 70% steigern.
NOCT vs. STC: Realistische Leistungsmessung
Neben den Standard-Testbedingungen (STC) gibt es mit NOCT (Normal Operating Cell Temperature) eine zweite Methode zur Leistungsmessung von Solarmodulen, die realistischere Bedingungen simuliert:
NOCT-Testbedingungen:
- Sonneneinstrahlung: 800 W/m² (statt 1.000 W/m²)
- Modultemperatur: 45°C (statt 25°C)
- Luftmasse (AM): weiterhin 1,5
Die unter NOCT-Bedingungen gemessene Leistung liegt typischerweise 10-20% unter der STC-Leistung und gibt realistischere Erwartungen für den tatsächlichen Betrieb. Hochwertige Herstellerdatenblätter enthalten sowohl STC- als auch NOCT-Werte.
Kosten pro kWp und kWh
Bei der wirtschaftlichen Betrachtung einer PV-Anlage spielen zwei Kostenaspekte eine wichtige Rolle:
Investitionskosten pro kWp
Die Anschaffungskosten einer Photovoltaikanlage werden oft pro kWp angegeben. Die typischen Kosten (inkl. Installation) liegen bei:
- Kleine Anlagen (bis 10 kWp): ca. 1.400-1.800 €/kWp
- Mittlere Anlagen (10-30 kWp): ca. 1.200-1.600 €/kWp
- Große Anlagen (über 30 kWp): ca. 1.000-1.400 €/kWp
Über die Lebensdauer der Anlage (25-30 Jahre) verteilt, ergeben sich daraus sehr günstige Stromgestehungskosten.
Stromgestehungskosten pro kWh
Die Stromgestehungskosten geben an, was die Erzeugung einer Kilowattstunde Solarstrom über die gesamte Lebensdauer der Anlage kostet. Sie liegen aktuell bei etwa:
- 7-12 Cent pro kWh (im Vergleich zu 30-40 Cent für Netzstrom)
Dies macht Solarstrom zu einer der günstigsten Energiequellen für Privathaushalte.
Fazit: kWp für die Planung, kWh für den Betrieb
Die Kenntnis der Begriffe kWp und kWh ist entscheidend für die Planung und den Betrieb einer Photovoltaikanlage:
- kWp (Kilowattpeak) hilft bei der Anlagenplanung, beim Vergleich von Modulen und bei der Berechnung des Flächenbedarfs. Es ist die theoretische "Motorstärke" der Anlage.
- kWh (Kilowattstunde) ist für die Beurteilung des tatsächlichen Ertrags und der Wirtschaftlichkeit relevant. Es beschreibt, wie viel "Treibstoff" die Anlage tatsächlich liefert.
Mit der Faustregel "1 kWp ≈ 1.000 kWh pro Jahr" haben Sie eine gute Orientierung, um den voraussichtlichen Ertrag Ihrer Photovoltaikanlage abzuschätzen. Für genauere Berechnungen sollten Sie jedoch die spezifischen Bedingungen Ihres Standorts und Ihrer Anlage berücksichtigen.
Eine gut dimensionierte PV-Anlage mit einem Stromspeicher kann heutzutage einen großen Teil des häuslichen Strombedarfs decken und ist angesichts steigender Strompreise und staatlicher Förderungen eine wirtschaftlich sinnvolle Investition.
Häufig gestellte Fragen
Warum produziert meine Anlage nicht die angegebene kWp-Leistung?Die kWp-Leistung wird unter idealen Laborbedingungen gemessen. Im realen Betrieb sind die Bedingungen (Sonneneinstrahlung, Temperatur) fast nie optimal, weshalb die tatsächliche Leistung in der Regel niedriger ausfällt.
Kann ich die Leistung meiner PV-Anlage nachträglich erhöhen?Ja, in vielen Fällen ist eine Erweiterung der Anlagenleistung durch zusätzliche Module möglich. Dabei müssen jedoch technische Aspekte wie die Kapazität des Wechselrichters beachtet werden.
Wie groß sollte meine PV-Anlage sein?Als Faustregel gilt: Dimensionieren Sie Ihre Anlage so, dass sie mindestens Ihren jährlichen Stromverbrauch decken kann. Mit einem Speicher kann der Eigenverbrauchsanteil deutlich erhöht werden.
Lohnt sich eine PV-Anlage auch bei nicht optimaler Ausrichtung?Ja, auch bei Ost-West-Ausrichtung oder leichter Verschattung kann eine Photovoltaikanlage wirtschaftlich sein. Der Ertrag liegt dann typischerweise 10-20% unter dem Optimum.
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