Hannah Wirtz
April 25, 2025
6
min
Wärmepumpe
Grundlagen

Luftwärmepumpe oder Gasheizung: Ein umfassender Vergleich

Luftwärmepumpe oder Gasheizung? Unser umfassender Vergleich bietet Fakten zu Kosten, Umweltbilanz und Wirtschaftlichkeit beider Heizsysteme für Ihre fundierte Entscheidung.

Inhaltsverzeichnis

Wie funktioniert eine Luftwärmepumpe?

Eine Luftwärmepumpe entzieht der Umgebungsluft Wärme und macht diese für die Heizung und Warmwasserbereitung nutzbar. Dieses Prinzip ähnelt einem umgekehrten Kühlschrank: Die Wärmepumpe nimmt Energie aus der Außenluft auf und bringt sie mittels eines Kompressors auf ein höheres Temperaturniveau. Dieser Vorgang funktioniert auch dann wenn es draußen kalt ist -Sie müssen sich also keine Gedanken machen im Winter ohne Heizsystem dazustehen.

Der Prozess läuft in vier Schritten, im sogenannten Kältemittelkreislauf, ab:

  1. Wärmeaufnahme: Ein Ventilator saugt Außenluft an, die an einem Wärmetauscher (Verdampfer) vorbeiströmt.
  2. Verdampfung: Im Verdampfer nimmt ein Kältemittel die Wärme aus der Luft auf und verdampft.
  3. Verdichtung: Ein elektrisch betriebener Kompressor verdichtet den Dampf, wodurch dessen Temperatur stark ansteigt.
  4. Wärmeabgabe: Im Verflüssiger (Kondensator) gibt das heiße Kältemittel seine Wärme an das Heizungswasser ab und verflüssigt sich wieder.

Moderne Luftwärmepumpen arbeiten auch bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes noch effizient. Je nach Modell und Hersteller sind Werte von bis zu -15°C möglich. Allerdings nimmt die Leistungsfähigkeit mit sinkenden Temperaturen ab. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) ist daher ein wichtiger Indikator für die Effizienz:  Sie gibt an, wie viel Heizenergie pro eingesetzter Kilowattstunde Strom erzeugt wird. Bei Luftwärmepumpe liegt diese in der Regel bei etwa 2,5 bis 3,5.

Wie funktioniert eine Gasheizung?

Eine Gasheizung erzeugt Wärme durch die Verbrennung von Erdgas oder Flüssiggas. Das Funktionsprinzip ist vergleichsweise einfach:

  1. Brenner: Gas wird mit Luft vermischt und verbrannt.
  2. Wärmeerzeugung: Die entstehende Flamme erhitzt einen Wärmetauscher.
  3. Wärmeübertragung: Der Wärmetauscher gibt die Wärme an das Heizungswasser ab.
  4. Wärmeverteilung: Das erhitzte Wasser zirkuliert durch die Heizkörper oder die Fußbodenheizung und gibt dort die Wärme an die Räume ab.

Moderne Gasheizungen arbeiten als Brennwertgeräte, die zusätzlich die Kondensationswärme des Wasserdampfs im Abgas nutzen und dadurch einen höheren Wirkungsgrad erreichen als ältere Niedertemperaturkessel. Ein Brennwertkessel kann bis zu 98% der im Gas enthaltenen Energie in nutzbare Wärme umwandeln.

Vergleich: Luftwärmepumpe vs. Gasheizung

Die Anschaffung eines neuen Heizsystems ist immer mit gewissen Kosten verbunden. Diese setzten sich sowohl aus den einmaligen Anschaffungs,- und Installationskosten, sowie den laufenden Betriebskosten zusammen.

Anschaffungs- und Installationskosten

Die Investitionskosten für beide Systeme weisen erhebliche Unterschiede auf. Gerade auf den ersten Blick sind Gasheizungen wesentlich weniger. Bedenken Sie aber, dass die Anschaffung und Installation einer Wärmepumpe durch staatliche Fördermittel unterstützt wird, welche die Kosten zumindest teilweise kompensieren. Je nach Modell und Hersteller ist die Gasheizung nach wie vor die Kostengünstigere Alternative, die Differenz beider Systeme fällt aber deutlich geringer aus.

Aspekt Luftwärmepumpe Gasheizung (Brennwert)
Anschaffungskosten (Gerät) 8.000 - 16.000 € 5.000 - 9.000 €
Installationskosten 3.000 - 5.000 € 2.000 - 4.000 €
Zusätzliche Kosten Mögliche Anpassung des Heizsystems (z.B. für Niedertemperaturbetrieb) Gasanschluss (falls nicht vorhanden): 1.000 - 2.000 €
Staatliche Förderung (2025) Bis zu 40% der Gesamtkosten Keine Förderung für reine Gasheizungen
Effektive Investition nach Förderung 6.600 - 12.600 € 7.000 - 15.000 €

Betriebskosten und Wirtschaftlichkeit

Bei der Wahl des Heizsystems fällt der erste Blick auf die Anschaffungskosten. Langfristig entscheiden aber die laufenden Betriebskosten über die Wirtschaftlichkeit. Je geringer diese Ausfallen, desto mehr sparen Sie auf lange Sicht, insbesondere wenn man die lange Lebensdauer der Wärmepumpe (bis zu 25 Jahre) berücksichtigt. Mit regelmäßigen Wartungen lässt sich die Lebenszeit erhöhen und die Effizienz langfristig beibehalten.

Kostenfaktor Luftwärmepumpe Gasheizung
Energieträger Strom Erdgas/Flüssiggas
Energiepreis (Stand 2025) ca. 30-35 ct/kWh ca. 12-14 ct/kWh
Wirkungsgrad JAZ 3,0-4,5 (300-450% Effizienz) 90-98% (Brennwert)
Jährliche Heizkosten (150 m² Haus) ca. 1.200-1.800 € ca. 1.800-2.400 €
Wartungskosten pro Jahr 150-200 € 150-250 €
Lebensdauer 15-20 Jahre 15-20 Jahre

Die Betriebskosten einer Luftwärmepumpe hängen stark vom Strompreis und der erreichten Jahresarbeitszahl ab. Je höher die JAZ, desto wirtschaftlicher arbeitet die Wärmepumpe. Bei einer JAZ von 4,0 erzeugt die Wärmepumpe aus 1 kWh Strom 4 kWh Wärme. Aber auch Modelle und Arten mit JAZ von lediglich 2,5 oder 3 arbeiten wesentlich effizienter als konventionelle Systeme deren Jahresarbeitszahl zumeist bei 1 liegt.

Mit einem Wärmepumpen-Stromtarif oder gar der Integration einer PV-Anlage lassen sich die Stromkosten und damit verbunden die Betriebskosten senken.

Bei der Gasheizung sind die Betriebskosten direkt vom Gaspreis abhängig. Dieser kann starken Schwankungen unterliegen, wie in den letzten Jahren zu beobachten war. Zudem ist mit steigenden CO2-Abgaben auf fossile Brennstoffe zu rechnen, zumal diese uns nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen.

Umweltbilanz und CO2-Emissionen

Ein weiterer wichtiger Faktor ist im Hinblick auf den Klimawandel die Umweltbilanz. Wärmepumpen greifen zu rund 75% auf erneuerbare Energie in Form der Umgebungswärme zurück. Der benötigte Anteil an elektrischem Strom liegt demnach bei lediglich 25% In der folgenden Tabelle haben wir einen detaillierten Vergleich der Umweltbilanz beider Systeme für Sie bereitgestellt:

Aspekt Luftwärmepumpe Gasheizung
CO2-Ausstoß pro kWh Wärme 95-150 g (abhängig vom Strommix) 200-250 g (Erdgas)
Jährliche CO2-Emissionen (150 m² Haus) ca. 1,5-2,5 Tonnen ca. 4-5 Tonnen
Trend der Emissionen Sinkend (durch zunehmend grünen Strom) Gleichbleibend
Einsatz erneuerbarer Energien Möglich (z.B. durch eigene PV-Anlage) Nur mit Biogas möglich (kaum verfügbar)

Die Umweltbilanz der Luftwärmepumpe verbessert sich kontinuierlich mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Strommix. In Kombination mit einer eigenen Photovoltaikanlage kann der Betrieb nahezu klimaneutral sein.

Praktische Aspekte und Anwendungsszenarien

Eignung für verschiedene Gebäudetypen

Die Wahl des optimalen Heizsystems hängt stark vom Gebäudetyp und -zustand ab:

Luftwärmepumpe:

  • Neubauten: Ideal durch gute Dämmung und Möglichkeit der Flächenheizung
  • Sanierte Altbauten: Geeignet, wenn ausreichend gedämmt und idealerweise mit Flächenheizung ausgestattet
  • Unsanierte Altbauten: Meist ungeeignet wegen hoher Vorlauftemperaturen und schlechter Dämmung

Gasheizung:

  • Neubauten: Möglich, aber nicht zukunftssicher
  • Altbauten: Gut geeignet, auch für höhere Vorlauftemperaturen
  • Unsanierte Gebäude: Oft die einfachere Lösung

Platzbedarf und räumliche Anforderungen

System Innenaufstellung Außenaufstellung Besonderheiten
Luftwärmepumpe Benötigt Technikraum für Hydraulikkomponenten Außeneinheit benötigt ca. 1 m² Stellfläche mit Freiraum Schallschutz beachten, Mindestabstände zu Nachbargrundstücken
Gasheizung Benötigt ca. 1-2 m² im Heizungsraum Nicht üblich Benötigt Gasanschluss und Abgasführung

Die Luftwärmepumpe erfordert in der Regel mehr Platz, insbesondere wenn eine Außenaufstellung nötig ist. Bei der Planung müssen auch Schallschutzmaßnahmen berücksichtigt werden. Die Gasheizung ist platzsparender, benötigt jedoch einen Schornstein oder ein Abgassystem.

Modernisierung und Nachrüstung

Bei der Modernisierung bestehender Heizsysteme gibt es verschiedene Szenarien:

Austausch einer alten Gasheizung:

  • Option Luftwärmepumpe: Prüfung der Heizflächen und ggf. Vergrößerung notwendig, Prüfung der Dämmung, evtl. Umrüstung auf Niedertemperatursystem
  • Option neue Gasheizung: Einfacher Austausch möglich, oft ohne Anpassung des Heizsystems

Austausch einer Ölheizung:

  • Option Luftwärmepumpe: Wie bei Gasheizung, zusätzlich Entfernung des Öltanks
  • Option Gasheizung: Gasanschluss nötig, ggf. Entfernung des Öltanks

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und rechtliche Rahmenbedingungen

Das novellierte Gebäudeenergiegesetz setzt klare Vorgaben für Heizungssysteme:

  • Ab 2024: Neue Heizungen müssen zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden
  • Ausnahmen für bestehende Gasheizungen mit Übergangsfrist bis 2045
  • Luftwärmepumpen erfüllen die 65%-Regel automatisch
  • Gasheizungen können nur in Kombination mit erneuerbaren Energien (z.B. Solarthermie) oder als Hybridlösung neu installiert werden

Diese gesetzlichen Vorgaben machen Luftwärmepumpen zur zukunftssicheren Option für Neubauten und bei Heizungstausch.

Hybridlösungen als Alternative

Für viele Gebäude können Hybridlösungen einen sinnvollen Kompromiss darstellen:

Luftwärmepumpe + Gasheizung als Hybrid:

  • Wärmepumpe deckt Grundlast und arbeitet im effizienten Temperaturbereich
  • Gasheizung springt bei Spitzenlasten und sehr niedrigen Außentemperaturen ein
  • Erfüllt die 65%-Regel des GEG
  • Höhere Investitionskosten, aber optimale Betriebskosten

Gasheizung + Solarthermie:

  • Gasheizung als Hauptwärmeerzeuger
  • Solarthermieanlage für Warmwasser und Heizungsunterstützung
  • Erfüllt unter bestimmten Voraussetzungen die 65%-Regel
  • Moderate Investitionskosten, reduzierter Gasverbrauch

Praxisbeispiel: Kostenrechnung für ein Einfamilienhaus

Betrachten wir ein Beispiel für ein durchschnittliches Einfamilienhaus (150 m², 4 Personen, Wärmebedarf 15.000 kWh/Jahr):

Szenario 1: Neue Luftwärmepumpe

  • Anschaffungskosten: 15.000 €
  • Abzüglich Förderung (35%): -5.250 €
  • Effektive Investition: 9.750 €
  • Jährliche Stromkosten (JAZ 4,0): 1.313 € (15.000 kWh ÷ 4,0 × 0,35 €/kWh)
  • Wartungskosten pro Jahr: 180 €
  • Gesamtkosten über 15 Jahre: ca. 32.200 €

Szenario 2: Neue Gasbrennwertheizung

  • Anschaffungskosten: 8.000 €
  • Keine Förderung: 0 €
  • Effektive Investition: 8.000 €
  • Jährliche Gaskosten (bei 95% Wirkungsgrad): 2.210 € (15.000 kWh ÷ 0,95 × 0,14 €/kWh)
  • Wartungskosten pro Jahr: 200 €
  • CO2-Preis (steigend): durchschnittlich 300 €/Jahr
  • Gesamtkosten über 15 Jahre: ca. 48.650 €

In diesem Beispiel ist die Luftwärmepumpe trotz höherer Anfangsinvestition über die Laufzeit von 15 Jahren deutlich wirtschaftlicher.

Wann ist welches System die bessere Wahl?

Die Luftwärmepumpe ist ideal für:

  • Neubauten mit guter Dämmung
  • Sanierte Altbauten mit Flächenheizung
  • Gebäude mit eigener PV-Anlage
  • Umweltbewusste Bauherren, die auf Zukunftssicherheit setzen
  • Regionen ohne Gasanschluss

Die Gasheizung kann sinnvoll sein für:

  • Unsanierte Altbauten mit hohem Wärmebedarf
  • Gebäude mit kleinem Budget für die Anfangsinvestition
  • Als Teil einer Hybridlösung
  • Übergangsweise, wenn eine umfassende Sanierung geplant ist

Fazit und Handlungsempfehlung

Bei der Entscheidung zwischen einer Luftwärmepumpe und einer Gasheizung sind viele Aspekte zu berücksichtigen. Aus heutiger Sicht erweist sich die Luftwärmepumpe in den meisten Fällen als zukunftssichere und auf lange Sicht wirtschaftlichere Lösung. Zwar sind die Anschaffungskosten zunächst höher, doch über die gesamte Lebensdauer gerechnet fallen die Betriebskosten oftmals geringer aus. Zudem reduziert eine Wärmepumpe den CO₂-Fußabdruck erheblich – insbesondere in Kombination mit selbst erzeugtem Solarstrom aus einer Photovoltaikanlage wird sie zur besonders umweltfreundlichen Wahl. Bereits jetzt erfüllt sie die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und macht Sie unabhängiger von fossilen Brennstoffen und deren volatilen Preisen.

Für Bauherren und Modernisierer empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen: Zunächst sollte eine qualifizierte Energieberatung erfolgen, in deren Rahmen ein individuelles Energiekonzept erstellt wird. Anschließend lohnt es sich, den Zustand der Gebäudehülle zu prüfen; bei unzureichender Dämmung kann eine Sanierung hier oft größere Einsparpotenziale erschließen als eine neue Heizungsanlage allein. Ebenfalls wichtig ist die Überprüfung der bestehenden Heizkörper: Nicht jede Installation ist für den Niedertemperaturbetrieb geeignet, den Wärmepumpen voraussetzen. Parallel dazu sollte man sich rechtzeitig über geltende Fördertöpfe und Zuschüsse informieren, um die Investitionskosten zu senken. Ein Blick auf die Zukunft, etwa steigende CO₂-Preise oder mögliche zusätzliche Auflagen für fossile Heizsysteme, hilft, eine wirklich tragfähige Entscheidung zu treffen.

In vielen Fällen kann auch ein hybrider Ansatz sinnvoll sein, bei dem Wärmepumpe und Gasbrennwertgerät kombiniert werden. So lassen sich die Vorteile beider Systeme optimal nutzen und zugleich alle gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Letztlich bleibt die Wahl der Heizungstechnologie jedoch eine sehr individuelle Entscheidung, die sich nach den baulichen Gegebenheiten des Gebäudes und den Bedürfnissen der Bewohner richtet. Mit fundierten Informationen und professioneller Beratung finden Sie die optimale Lösung für Ihre Immobilie.

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