Wirkungsgrad von Photovoltaikanlagen: Effizienz und Einflussfaktoren verstehen
Der Wirkungsgrad einer Photovoltaikanlage ist ein entscheidender Faktor für ihre Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit. Er beschreibt, wie effizient Sonnenlicht in nutzbaren elektrischen Strom umgewandelt wird. Dieser Artikel erklärt umfassend, was der Wirkungsgrad bei PV-Anlagen bedeutet, welche Werte typisch sind und welche Faktoren die Effizienz beeinflussen.

Was ist der Wirkungsgrad bei Photovoltaikanlagen?
Der Wirkungsgrad einer Solarzelle beschreibt, wie viel Prozent der einfallenden Sonnenenergie in elektrischen Strom umgewandelt wird. Dabei ist zu unterscheiden zwischen:
- Wirkungsgrad der Solarzelle: Die Effizienz der einzelnen Zelle unter Laborbedingungen
- Wirkungsgrad des Solarmoduls: Die Effizienz mehrerer zusammengeschalteter Zellen in einem Modul
- Wirkungsgrad der gesamten PV-Anlage: Hier werden zusätzlich alle Verluste berücksichtigt, die bei der technischen Nutzung des erzeugten Solarstroms anfallen
Der Wirkungsgrad einer kompletten Photovoltaikanlage liegt grundsätzlich immer unter dem der einzelnen Module, da hier weitere Faktoren wie Leitungsverluste, Verschmutzung, Temperatureffekte oder die Effizienz des Wechselrichters eine Rolle spielen.
Typische Wirkungsgrade verschiedener Solarzelltypen
Der Wirkungsgrad von PV-Modulen variiert je nach verwendeter Technologie erheblich. Folgende Übersicht zeigt die typischen Werte für verschiedene Solarzelltypen:
Monokristalline Solarzellen (16-24%)
Die monokristallinen Solarzellen erreichen den höchsten Wirkungsgrad unter den marktüblichen Modulen und dominieren mit einem Marktanteil von über 95%. Sie bestehen aus einem einzigen Siliziumkristall, wodurch Verluste an Kristallgrenzen vermieden werden. Ihre höhere Effizienz macht sie trotz höherer Anschaffungskosten oft zur wirtschaftlicheren Wahl, besonders bei begrenzter Dachfläche.
Polykristalline Solarzellen (14-20%)
Polykristalline Zellen bestehen aus mehreren Siliziumkristallen und sind etwas kostengünstiger in der Herstellung als monokristalline Zellen. Ihr Nachteil: An den Grenzen zwischen den Kristallen entstehen Verluste, die den Wirkungsgrad reduzieren. Diese Module sind heute auf dem Markt kaum noch zu finden, da monokristalline Module bei gesunkenen Preisen deutlich effizienter sind.
CIGS- und CdTe-Dünnschichtzellen (12-16%)
Dünnschichtzellen aus Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid (CIGS) oder Cadmium-Tellurid (CdTe) bieten einen mittleren Wirkungsgrad. Ihr Vorteil liegt in der flexiblen Einsetzbarkeit und dem guten Schwachlichtverhalten. Sie können auch bei diffusem Licht und höheren Temperaturen vergleichsweise effizient arbeiten.
Amorphe Solarzellen (10-14%)
Amorphe Dünnschichtzellen aus Silizium haben einen geringeren Wirkungsgrad, sind aber sehr kostengünstig herzustellen. Sie kommen häufig bei Taschenrechnern, Uhren oder anderen Kleingeräten zum Einsatz. Für Dachanlagen spielen sie wegen des geringen Wirkungsgrads und der damit verbundenen höheren Flächenanforderung eine untergeordnete Rolle.
Tandem- und Mehrfachzellen (bis über 40%)
Die Forschung entwickelt ständig neue, effizientere Solarzellen. Bei Mehrfachzellen (Multi-Junction) werden verschiedene Halbleitermaterialien kombiniert, die unterschiedliche Teile des Lichtspektrums optimal nutzen können. Im Mai 2022 stellte das Fraunhofer ISE die bisher effizienteste Solarzelle der Welt mit einem Wirkungsgrad von 47,6% vor. Diese Technologien sind jedoch noch sehr teuer und werden hauptsächlich in der Raumfahrt oder bei konzentrierenden Photovoltaiksystemen eingesetzt.
Wie wird der Wirkungsgrad berechnet?
Der Wirkungsgrad wird berechnet, indem die erzeugte elektrische Leistung ins Verhältnis zur eingestrahlten Sonnenenergie gesetzt wird:
Wirkungsgrad (η) = Erzeugte elektrische Leistung / Eingestrahlte Sonnenenergie
Ein Beispiel: An einem wolkenfreien Tag liefert die Sonne in Deutschland etwa 1.000 Watt solarer Energie pro Quadratmeter. Bei einer Modulfläche von 32 m² würde dies theoretisch 32 kW bedeuten. Werden unter diesen Bedingungen tatsächlich 6 kW erzeugt, liegt der Wirkungsgrad der PV-Anlage bei 18,75%.
Einflussfaktoren auf den Wirkungsgrad
1. Solarzellen-Technologie
Die Wahl der Zelltechnologie hat den größten Einfluss auf den Wirkungsgrad. Dieser wird durch die physikalischen Eigenschaften des verwendeten Halbleitermaterials bestimmt. Die sogenannte Shockley-Queisser-Grenze definiert den theoretisch maximal erreichbaren Wirkungsgrad für Solarzellen mit einem einzigen p-n-Übergang auf etwa 33%.
Optimierungstipps:
- Bei begrenzter Dachfläche monokristalline Module wählen
- PERC-Technologie (Passivated Emitter Rear Cell) für zusätzliche Effizienzgewinne nutzen
- Auf Half-Cut-Technologie achten für reduzierte elektrische Verluste
2. Temperaturempfindlichkeit
Mit steigender Temperatur sinkt der Wirkungsgrad der meisten Solarzellen. Pro Grad Celsius über der Standardtesttemperatur von 25°C verlieren Siliziumzellen etwa 0,4-0,5% ihrer Leistung. An heißen Sommertagen können die Module leicht Temperaturen von 60-80°C erreichen, was zu erheblichen Effizienzverlusten führt.
Optimierungstipps:
- Ausreichenden Abstand zur Dachfläche für Hinterlüftung sicherstellen
- Module mit gutem Temperaturkoeffizienten wählen
- Bei extremen Standorten auf temperaturtolerantere Dünnschichtmodule setzen
3. Ausrichtung und Neigung
Die optimale Ausrichtung und Neigung der Module beeinflusst maßgeblich die Energieausbeute. In Deutschland ist eine Südausrichtung mit einem Neigungswinkel von 30-35° ideal. Abweichungen davon führen zu geringeren Erträgen.
Optimierungstipps:
- Bei Ost-West-Ausrichtung bifaziale Module in Betracht ziehen
- Bei Flachdächern Aufständerungssysteme mit optimaler Neigung verwenden
- Verschattungen durch umliegende Gebäude oder Bäume vermeiden
4. Wechselrichter-Effizienz
Der Wechselrichter wandelt den erzeugten Gleichstrom in netztauglichen Wechselstrom um. Die Effizienz dieser Umwandlung ist entscheidend für den Gesamtwirkungsgrad der Anlage. Moderne Wechselrichter erreichen Wirkungsgrade von 96-98%.
Optimierungstipps:
- Wechselrichter mit Wirkungsgrad >97% wählen
- Auf optimale Dimensionierung des Wechselrichters achten
- Wechselrichter möglichst nah am Einspeisepunkt installieren