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04
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2025
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Lesezeit:
8
Minuten
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Hannah Wirtz

PV-Leistungsoptimierer: Sinnvolle Investition oder überflüssige Technologie?

  • PV-Leistungsoptimierer überwachen und optimieren die Leistung einzelner Solarmodule
  • Sie erhöhen den Ertrag bei Teilverschattung um bis zu 25-40%
  • Bei unverschatteten Anlagen mit einheitlicher Ausrichtung bieten sie kaum Vorteile
  • Die Kosten liegen zwischen 50-200€ pro kWp installierter Leistung
  • Besonders sinnvoll bei regelmäßigen Verschattungen, unterschiedlichen Dachneigungen oder mehreren Ausrichtungen
  • PV-Leistungsoptimierer: Sinnvolle Investition oder überflüssige Technologie?

    Was ist ein PV-Leistungsoptimierer?

    Ein PV-Leistungsoptimierer ist ein elektronisches Bauteil, das an einzelnen Solarmodulen angebracht wird und deren Leistung individuell überwacht und optimiert. In konventionellen Photovoltaikanlagen werden die Module meist in Reihe geschaltet (sogenannte Strings), wodurch die Gesamtleistung vom schwächsten Modul begrenzt wird – ähnlich wie bei einem abgeknickten Gartenschlauch, der den Wasserdurchfluss insgesamt reduziert.

    Leistungsoptimierer sorgen dafür, dass jedes Modul unabhängig von den anderen am jeweiligen Maximum Power Point (MPP) arbeitet. Der MPP ist der optimale Arbeitspunkt, an dem das Produkt aus Strom und Spannung maximal ist und somit die höchstmögliche Leistung erzielt wird. Dies verhindert, dass ein schwaches Modul die Leistung der gesamten Anlage beeinträchtigt.

    Wie funktioniert ein PV-Leistungsoptimierer?

    Leistungsoptimierer werden direkt an jedem Solarmodul angebracht und überwachen kontinuierlich dessen elektrische Parameter. Sie sind sogenannte DC-DC-Wandler, die den Gleichstrom mit einer bestimmten Spannung in Gleichstrom mit einer anderen Spannung umwandeln können.

    Der technische Prozess läuft dabei wie folgt ab:

    1. Individuelle MPP-Bestimmung: Für jedes Modul wird der optimale Arbeitspunkt ermittelt
    2. Spannungsanpassung: Der Leistungsoptimierer passt die Spannung des einzelnen Moduls an die Stringspannung an
    3. Kontinuierliche Überwachung: Die Parameter werden ständig überwacht und bei Änderungen nachjustiert

    Diese Technologie ermöglicht es, dass jedes Modul sein Maximum an Leistung liefern kann, unabhängig davon, ob andere Module verschattet sind oder unter verschiedenen Bedingungen arbeiten.

    Wann sind PV-Leistungsoptimierer sinnvoll?

    Der Einsatz von Leistungsoptimierern ist nicht für jede Photovoltaikanlage wirtschaftlich sinnvoll. Hier die wichtigsten Einsatzszenarien, bei denen sich die Investition lohnen kann:

    1. Bei Verschattung einzelner Module

    Wenn einzelne Module regelmäßig durch Hindernisse verschattet werden, können Leistungsoptimierer den Ertragsverlust deutlich reduzieren. Typische Verschattungsquellen sind:

    • Schornsteine oder Dachgauben
    • Nahestehende Bäume oder Gebäude
    • Antennen oder Satellitenschüsseln
    • Balustraden bei Balkonkraftwerken

    Bei starker, regelmäßiger Verschattung können PV-Optimierer den Ertrag um 25 bis 40% erhöhen. Aber Achtung: Bei nur kurzzeitigen oder geringen Verschattungen (z.B. eine Stunde morgens) lohnt sich die Investition oft nicht.

    2. Bei unterschiedlicher Ausrichtung der Module

    Haben Sie ein komplexes Dach mit Modulen in verschiedenen Himmelsrichtungen? Dann können Leistungsoptimierer sinnvoll sein:

    • Bei mehr als zwei Ausrichtungen (z.B. Ost, Süd und West)
    • Wenn die verfügbaren Wechselrichter nicht genügend MPP-Tracker besitzen
    • Um einen zusätzlichen Wechselrichter einzusparen

    Standardwechselrichter verfügen meist über zwei MPP-Tracker, was für einfache Ost-West oder Nord-Süd-Anlagen ausreicht. Bei komplexeren Anlagen können Leistungsoptimierer eine kosteneffiziente Alternative zu einem zusätzlichen Wechselrichter sein.

    3. Bei unterschiedlicher Modulneigung

    Wenn Ihre Solarmodule unterschiedliche Neigungswinkel aufweisen, arbeiten sie unter verschiedenen Bedingungen:

    • Knicks in der Dachfläche führen zu unterschiedlichen Einstrahlungswinkeln
    • Module auf verschiedenen Dachseiten haben naturgemäß verschiedene Neigungen
    • Bei Flachdächern mit teilweise aufgeständerten Modulen

    Durch den Einsatz von Leistungsoptimierern kann jedes Modul unabhängig von seiner Neigung optimal arbeiten.

    4. Bei ungleichen Stringlängen

    In Anlagen mit unterschiedlich langen Modulreihen (Strings) können Leistungsoptimierer die Spannung regulieren und so für eine optimale Stringspannung sorgen, unabhängig von der Anzahl der Module pro String.

    Vorteile un Nachteile von PV-Leistungsoptimierern

    Vor- und Nachteile von PV-Leistungsoptimierern

    Entscheidungshilfe auf einen Blick

    Vorteile
    Nachteile
    +

    Höhere Erträge bei Verschattung

    Leistungsoptimierer können bei teilweiser Verschattung den Ertrag um 25-40% steigern. Nur die betroffenen Module verlieren an Leistung, nicht der gesamte String.

    +

    Detaillierte Modulüberwachung

    Mit Leistungsoptimierern lässt sich jedes einzelne Modul überwachen. Defekte oder leistungsschwache Module können so schnell identifiziert und ausgetauscht werden.

    +

    Flexibles Anlagendesign

    Module mit unterschiedlichen Ausrichtungen, Neigungswinkeln oder verschiedene Modultypen können problemlos in einem String kombiniert werden.

    +

    Erweiterte Sicherheit

    Manche Modelle (z.B. SolarEdge) bieten im Notfall eine automatische Abschaltung auf Modulebene, was die Sicherheit für Feuerwehrleute und Installateure erhöht.

    +

    Ungleiche Stringlängen

    Leistungsoptimierer erlauben die Realisierung von Strings mit unterschiedlicher Modulsanzahl an einem Wechselrichter, was die Planung flexibler macht.

    Fazit:

    Leistungsoptimierer sind besonders sinnvoll bei regelmäßiger Verschattung, unterschiedlichen Modulausrichtungen oder komplexen Dachformen. Bei unverschatteten Anlagen mit einheitlicher Ausrichtung rechtfertigen die geringen Mehrerträge oft nicht die zusätzlichen Kosten.

    Die wichtigsten Hersteller im Vergleich

    Auf dem Markt haben sich verschiedene Hersteller etabliert, die unterschiedliche Lösungen anbieten:

    Hersteller-Vergleich: PV-Leistungsoptimierer

    Eigenschaften und Einsatzgebiete der wichtigsten Anbieter

    SolarEdge

    +

    Tigo Energy

    +

    Huawei

    +

    Hinweis:

    Alle Preise sind Richtwerte (zzgl. MwSt.) und können je nach Händler und Installationsaufwand variieren. Lassen Sie sich von einem Fachbetrieb beraten, welcher Hersteller am besten zu Ihrer PV-Anlage passt.

    SolarEdge

    SolarEdge bietet ein geschlossenes System mit eigenen Wechselrichtern und Optimierern. Die Optimierer arbeiten kontinuierlich und bieten eine automatische Sicherheitsabschaltung im Notfall. Dies macht sie besonders für Gebäude mit hohen Sicherheitsanforderungen (z.B. Reetdächer) interessant.

    Tigo Energy

    Tigo-Optimierer können mit nahezu jedem Wechselrichter kombiniert werden und ermöglichen eine selektive Optimierung. Das bedeutet, sie können gezielt nur an den Modulen angebracht werden, die tatsächlich von Verschattung betroffen sind. Dies reduziert die Kosten und verhindert unnötige Elektronik auf dem Dach.

    Huawei

    Huawei, bekannt für Smartphones und Netzwerktechnologie, ist auch einer der weltweit größten Hersteller von Solar-Wechselrichtern. Ihre Optimierer lassen sich selektiv einsetzen und bieten standardmäßig eine Überwachungsfunktion. Sie sind jedoch nur mit Huawei-Wechselrichtern kompatibel.

    Wann lohnt sich der Einsatz finanziell?

    Die Wirtschaftlichkeit von Leistungsoptimierern hängt von mehreren Faktoren ab:

    1. Grad der Verschattung: Je stärker und regelmäßiger die Verschattung, desto höher der potentielle Mehrertrag
    2. Gesamtkosten der Anlage: Bei teureren Hochleistungsmodulen amortisieren sich Optimierer schneller
    3. Strompreis und Einspeisevergütung: Höhere Strompreise verbessern die Wirtschaftlichkeit

    Beispielrechnung:

    Bei einer PV-Anlage mit 10 kWp Leistung:

    • Kosten der Basisanlage: 12.000€ (1.200€/kWp)
    • Kosten der Optimierer: 600€ (60€ pro Stück, 10 Stück)
    • Mehrkosten durch Optimierer: 5% der Gesamtinvestition

    Damit sich die Investition in Optimierer rechnet, müsste der Mehrertrag mindestens diese 5% ausgleichen. Bei regelmäßiger Teilverschattung ist ein Mehrertrag von 10-15% realistisch, womit sich die Investition lohnen würde.

    Bei einer unverschatteten Anlage liegt der Mehrertrag durch Optimierer bei maximal 1-2%, was die Kosten nicht rechtfertigt.

    Lassen sich Leistungsoptimierer nachrüsten?

    Ja, PV-Leistungsoptimierer können auch in bestehenden Anlagen nachträglich installiert werden. Dabei sind folgende Punkte zu beachten:

    • Die Nachrüstung ist technisch bei fast allen Anlagen möglich
    • Es entstehen zusätzliche Kosten für die Montage (oft wird ein Gerüst benötigt)
    • Die Kompatibilität mit vorhandenen Modulen und Wechselrichtern muss geprüft werden
    • Bei Tigo-Optimierern ist eine Teiloptimierung nur der verschatteten Module möglich
    • Bei SolarEdge muss in der Regel auch der Wechselrichter getauscht werden

    Eine Nachrüstung kann besonders dann sinnvoll sein, wenn sich die Verschattungssituation geändert hat, etwa durch neu gewachsene Bäume oder Anbauten an Nachbargebäuden.

    PV-Optimierer vs. Mikrowechselrichter

    Neben Leistungsoptimierern gibt es mit Mikrowechselrichtern eine alternative Technologie zur Optimierung auf Modulebene. Beide haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile:

    Anwendungsszenarien für PV-Leistungsoptimierer

    Wann sind sie sinnvoll und wann nicht?

    Verschattung
    Ausrichtungen
    Neigungswinkel
    Überwachung

    Verschattung einzelner Module

    Bei Verschattung einzelner Module durch Hindernisse wie Schornsteine oder Bäume kann die Leistung einer gesamten Modulreihe reduziert werden.

    Ohne Optimierer

    Ein verschattetes Modul kann die Leistung des gesamten Strings um bis zu 90% reduzieren.

    Mit Optimierern

    Nur das verschattete Modul ist betroffen. Ertragssteigerung um 25-40% möglich.

    Empfehlung:

    Bei regelmäßiger Verschattung durch Hindernisse sind Leistungsoptimierer besonders sinnvoll.

    Der Hauptunterschied: Während Leistungsoptimierer nur den Gleichstrom (DC) optimieren und weiterhin ein zentraler Wechselrichter für die Umwandlung in Wechselstrom (AC) benötigt wird, wandeln Mikrowechselrichter den Strom direkt am Modul in Wechselstrom um.

    Fazit: Wann sind PV-Leistungsoptimierer sinnvoll?

    Leistungsoptimierer sind nicht für jede Photovoltaikanlage die richtige Wahl. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Entscheidungskriterien:

    Sinnvoll bei:

    • Regelmäßiger Verschattung durch Hindernisse wie Schornsteine oder Bäume
    • Komplexen Dachflächen mit mehr als zwei Ausrichtungen
    • Unterschiedlichen Neigungswinkeln innerhalb der Anlage
    • Hohen Sicherheitsanforderungen (mit entsprechenden Modellen)
    • Wunsch nach detaillierter Modulüberwachung

    Nicht sinnvoll bei:

    • Unverschatteten Anlagen mit einheitlicher Ausrichtung
    • Kurzzeitiger oder minimaler Verschattung (z.B. nur morgens oder abends)
    • Anlagen mit sehr knappem Budget, bei denen jeder Euro zählt

    Bei optimalen Bedingungen ohne Verschattung bringen Leistungsoptimierer kaum Mehrertrag, verursachen aber zusätzliche Kosten und Komplexität. In solchen Fällen ist eine konventionelle Stringanlage ohne Optimierer die wirtschaftlichere Wahl.

    Bei suboptimalen Bedingungen hingegen können Leistungsoptimierer den Ertrag signifikant steigern und damit die Wirtschaftlichkeit der gesamten PV-Anlage verbessern. Eine individuelle Beratung durch einen Fachbetrieb ist in jedem Fall empfehlenswert, um die beste Lösung für Ihre spezifische Situation zu finden.

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